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EQUAL SALARY

Gewalt gegen Frauen geht uns alle an

Rede an der Nationalen Demonstration «Gegen Gewalt an Frauen» vom 23. November 2024

Simonetta Sommaruga, altBundesrätin

 Es gilt das gesprochene Wort!

Vor mehr als 40 Jahren habe ich in Freiburg im Haus für geschlagene Frauen gearbeitet. Was ich dort gesehen habe, hat mich zutiefst empört. Frauen mussten vor der Gewalt ihres Partners fliehen, sie mussten um eine Wohnung kämpfen und für die traumatisierten Kinder sorgen. Manchmal gingen sie zum gewalttätigen Partner zurück, weil sie die Kraft nicht hatten, all diese Hürden zu überwinden. Diese Erfahrung hat mich geprägt – sie hat mich auch politisiert.

Das war vor 40 Jahren.

Et aujourd’hui, j’ai l’impression que les choses n’ont pas assez changé. Au contraire, avec les récents événements internationaux, je crains même que la situation des femmes ne se péjore.

Deshalb sind wir heute hier – auf dem Bundesplatz: Weil wir wütend sind.

Wir wollen keine geschlechtsspezifische Gewalt. Wir fordern, dass Opfern geholfen wird, und dass Täter bestraft werden.

Wir müssen aber auch dort ansetzen, wo der Boden für Gewalt gegen Frauen gelegt wird: Wo Frauen abgewertet und diskriminiert werden. Wenn Frauen weniger Lohn bekommen, nur weil sie Frauen sind, heisst das nichts anderes als: Frauen sind weniger wert. Und wenn jemand weniger wert ist, kann man darüber verfügen – eben auch mit Gewalt. Das ist der entscheidende Zusammenhang:

Lohngleichheit, Gleichstellung der Geschlechter und Gewalt gegen Frauen haben ganz direkt etwas miteinander zu tun, und deshalb müssen wir beides tun: Die Gleichstellung stärken und gegen Gewalt vorgehen.

Genau das verlangt auch die Istanbul Konvention, die wichtigste internationale Vereinbarung gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Ich habe als Justizministerin die Istanbul Konvention im Namen des Bundesrates unterzeichnet, das Parlament hat sie ratifiziert. Damit hat sich die Schweiz verpflichtet, diese Konvention umzusetzen. Und das muss jetzt eingefordert werden:

Il faut plus de places dans les foyers d’accueil pour femmes battues. Les centres d’aide aux victimes doivent disposer de suffisamment de moyens pour soutenir les victimes, et la justice et les médias doivent être sensibilisés pour que les victimes de violences sexuelles ne soient pas traumatisées une seconde fois:

Das fordern wir ein – alle, die auf diesem Platz stehen und viele weitere, die unsere Forderungen unterstützen.

Nous ne tolérons plus cette violence. Gut, dass ihr da seid – zusammen sind wir stark!

Link zum Tagesgespräch SRF vom 22. November 2024.